Samstag, 11. April 2015

Wilhelm muss Abschied nehmen von Tiemann

Ferdinand Tiemann (1848-1899)
Wilhelm hatte es eigentlich schon immer geahnt, dass die durch ein Kriegsleiden geschwächte Gesundheit seines Freundes und stillen Teilhabers Tiemann eines Tages an seine Grenzen stossen würde.
Besonders die nervenaufreibenden Rechtsstreitigkeiten um die Patentrechte hatten ihm sehr zugesetzt.
Bereits seit 1887 tauchten bei Tiemann die ersten Warnzeichen für eine Verschlechterung seiner Gesundheit auf, doch er beachtete sie nicht. In den Tagen der andauernden Patentauseinandersetzungen zeigte sich erneut seine Herzschwäche, und als er im Juli 1899 von einer höchst anstrengenden Gerichtsverhandlung in London nach Berlin zurückkehrte, hatte er einen schweren Herzanfall. Eine Nauheimer Badekur brachte ihn scheinbar wieder auf die Beine, die Ärzte empfahlen ihm aber, den Winter in Meran zu verbringen. Dorthin reiste er im Oktober mit seiner Ehefrau und führte von dort noch eine intensive Korrespondenz mit seinen Freunden. Es war seine letzte Reise, von der er nicht mehr zurückkehren sollte. 
Er starb am 14. November nach der Rückkehr von einem Spaziergang in Meran. 
Sein Freund Wilhelm Haarmann vermerkte dazu in seinem Tagebuch:
14. Nov. Stirbt mein lieber Freund F e r d i n a n d  T i e m a n n an Herzschlag. 
30 Jahre mit ihm gearbeitet, Freude und Leid mit ihm getragen und stets mit ihm eines Sinnes. Friede und Segen seinem Andenken. 

Auch sein Freund in Frankreich Georges de Laire war tief betroffen und schrieb an Frau Geheimrat Tiemann:

Cést un ami de plus de vingt ans que je perds; de tous les hommes que j'ai rencontrés dans ma vie, celui pour lequel j’ai eu le plus d`estime et d`affection. Nous nous sommes connus dans des jours mauvais, ques a perseverance, sa fidélité, son énergie au moins autant que ses talents ont fini par rendre prospères, sa fortune ne l`a point corrumpu....
Tiemanns Freund O. N. Witt, damaliger Präsident der Deutschen Chemischen Gesellschaft, muss seinen frühen Tod bereits ein Jahr zuvor geahnt haben, als er Ferdinand in einer Zeichnung mit Versen bereits in den Heiligenstand erhob. 

Das Ist Der Heilige Ferdinand
Er Ist Im Ganzen Reich Bekannt
Betet Zu Ihm Ein Weilchen!
Er Setzt Euch In Guten Geruch
Und Schenkt Euch Der Suessen Duefte Genug Von Rosen Und Lilien Und Veilchen.
O. N. Witt 1898




Lesung 4. Mai, 19 Uhr VHS Höxter

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