Donnerstag, 26. Mai 2016

Hofmann und das College of Chemistry

Hofmann bei der Einweihung der School of Chemistry
(Trading Card 1929, Liebigs Extract of Meat Company)
Der überraschende Besuch von Königin Victoria bei Hofmann in Bonn mit Prinzgemahl Albert sollte nicht ohne Folgen bleiben für den aufstrebenden Chemiker.
Besonders der Königin gefielen die chemischen Experimente in der ehemaligen Studentenbehausung ihres Gatten, die Hofmann in seinem Privatlaboratorium vorführte.
Im April erst war Hofmann nach Bonn übergesiedelt, um sich dort im selben Monat zu habilitieren, doch dann kam plötzlich ein  Angebot aus London, wobei sein Chef Justus Liebig die Fäden gezogen hatte.
Viele ehemalige Schüler von Liebig waren Engländer, es fehlte also dort eine entsprechende Ausbildungsstätte für Chemiker. Nach dem Vorbild des Liebigschen Laboratoriums sollte in London ein privates "College of Chemistry" gegründet werden. Begünstigt durch die Fürsprache auch der Königin Victoria wurde nun Hofmann die Leitung dieser Anstalt angetragen.
Hofmann konnte sein Glück kaum fassen, wenn auch ein kleiner Wermutstropfen wie so oft im Leben vorhanden war. Hatte er doch erst in jüngster Zeit zarte Bande geknüpft. Sie hieß Helene und war die Nichte seines großen Meisters Liebig.
Natürlich hatte Hofmann wegen seiner sicheren Stelle in Bonn auch gewisse Bedenken ins Ausland zu gehen. Doch ausgeräumt wurden diese durch Sir James Clark. Hofmann wurde nach Schloss Brühl eingeladen, wo der englische Hof bei dem König von Preussen zu Gast war.
Wenn Sie erst einige Zeit in London sind, sagte Sir James zu mir, so wird es Ihnen selbst komisch vorkommen, dass Sie nur dann Ihre ganze Energie der nichts weniger als leichte Aufgabe widmen können, der Sie entgegengehen, wenn Ihnen die Sorge um Ihre Zukunft benommen ist. Sie verlangen, dass wir Ihnen von der preussischen Regierung einen Urlaub für zwei Jahre erwirken, sodass Sie nach dieser Zeit Ihre gegenwärtige Stellung wieder aufnehmen können, wenn es mit der chemischen Unterrichtsanstalt in London nichts werden sollte. Das wollen wir sehr gern, wir glauben  aber mehr für Sie Thun zu wollen, wir sollten von der preussischen Regierung ein Versprechen erlangen, dass Sie, falls Sie nach zwei Jahren nach Deutschland zurückkehren wollen, an der Universität Bonn mit der Beförderung wieder eintreten können, die Sie wahrscheinlich erlangt hätten, wenn Sie hier geblieben wären.
Hofmann war überwältigt.
Würde sich das alles realisieren lassen?

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