Montag, 4. Juli 2016

Die Verlobung von Hofmann

Hofmann setzte sich glücklich auf eine Bank am Rande eines Rosenbeetes im Schlossgarten von Brühl, nach dem er sich von Sir James getrennt hatte, der ihm die frohe Botschaft überbrachte.
Durch die Gunst von Königin Victoria hatte er sein berufliches Glück gemacht und würde in London das "College of Chemistry" leiten.
So richtig angestachelt worden war sein Ehrgeiz durch ein blondes schönes Mädchen mit blauen Augen vor zwei Jahren. Sie hieß Helene Moldenhauer und war jetzt seine Braut. Kennengelernt hatten sie sich im Hause seines Gönners Justus Liebig, Helene war eine Nichte von Frau Liebig und kam aus Darmstadt. Bei Hofmann und Helene hatte es sofort gefunkt.
So dauerte es nicht lange Zeit, bis die offizielle Verlobung im Hause Liebig gefeiert werden konnte. Liebig hatte dazu am elften August 1844 eingeladen in Giessen am Seltersberg, um Mitternacht genau war die Geburtsstunde
von Helene.
Hofmann musste schmunzeln, als er daran dachte, wie Helene mit ihrem schimmernden Seidenkleid passend zum Blond ihrer Haare umschmeichelt wurde von den Herren und er selber ständig vereinnahmt wurde von einem Pulk von Damen.
Er wusste, dass er mit seinem maassgeschneiderten Anzug aus Frankfurt und den englischen Schuhen beim weiblichen Geschlecht gut ankam, man sagte auch, die Art wie er sich bewege, wirke sehr anziehend. Ihm war auch zu Ohren gekommen, dass man ihn als die eleganteste Erscheinung der Stadt bezeichnete.
Jetzt fiel ihm auch der Dialog mit Helene ein, den er an dem Abend bei Mondschein auf der Terrasse des Hauses Liebig führte:
"Es ist gleich Mitternacht", sagte Helene, "und Du bist so schweigsam."
Hofmann drückte sie und sagte: "Wir sollten bald heiraten, aber vorher möchte ich beruflich weiterkommen, damit ich Dir ein eigenes Haus bieten kann."
Wie willst Du aber hier in Giessen dich verbessern. du hast doch gesagt, hier kann ich nichts werden, denn du hast die Chemiker Will und Kopp vor dir."
"Das stimmt, aber Sell hat mir aus Bonn geschrieben, dort gäbe es eine Möglichkeit für mich. Finanziell ist auch der Grundstein gelegt, ich habe Goldstücke gewonnen."
Daraufhin hatte er seine Börse gezogen und die vielen Goldstücke klirrend auf dem Tisch ausgebreitet. 
Helenes Augen hatten sich geweitet vor Freude und sie stellte überrascht fest: "Das sind ja französische Goldmünzen, woher kommt der Goldschatz?"
"Die Societé de Pharmazie hatte das Preisausschreiben mit dem Thema "Einwirkung von Alkali auf natürliche organische Stickstoffverbindungen" veranstaltet, und ich bin der erste Preisträger und Gewinner von 200 Frcs."
Helene nahm eine Goldmünze an sich und Hofmann flüsterte in der Dämmerung:
"Verwende sie nach Belieben, es kann auch für eine Wiege sein."
Daraufhin war Helene verlegen und glücklich geworden.


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