Samstag, 25. Februar 2017

Henry Perkin entdeckt Mauvein-Farbstoff

William Henry Perkin (1838-1907)

Bereits mit 15 Jahren wurde William Henry Perkin im Jahr 1853 Schüler am Royal College of Chemistry, und Hofmann erkannte sehr schnell seine Begabung.
Nach einem Jahr hatte er seine Grundausbildung abgeschlossen und konnte mit experimentellen Untersuchungen beauftragt werden.
Und da gab es noch einen fähigen Schüler, nämlich Arthur Church, der seinen Arbeitsplatz neben Perkin hatte.
Sie freundeten sich an und hatten gemeinsame Interessen durch die Malerei.
Perkin lud ihn zu sich nach Hause ein, um ein Bild zu malen, das dann sogar auf der Royal Academy Ausstellung 1854 gezeigt wurde.
Beide junge Männer fühlten sich getrieben vom Forschungsgeist, so dass jeweils ihre Untersuchungen und Arbeiten privat zu Hause in kleinen Laboren nach Feierabend fortsetzten.
Perkins erste Aufgabe nach absolvierter Grundausbildung war die Umsetzung organischer Basen mit Kohlenwassertoffen.
Doch zunächst heimlich war er bereits auf Farben fixiert.
Zusammen mit Church hatte er daheim Experimente gemacht und beim Hydrieren eines Benzoldestillates eine Substanz erhalten, die sie Nitrosophenyline nannten.
Es war offensichtlich ein Farbstoff, der sich in Alkohol mit rot-oranger Farbe löste und bei Zugabe von Alkali in gelb-braun um schlug.
Seinen Bericht „Einige neue Farb-Aspekte“ reichte er dann Anfang Februar 1856 bei der Royal Society ein.
Dabei stellte er sich so geschickt an, dass er mit 17 Jahren zum Assistenten von Hofmann ernannt wurde.
Im Auftrage Hofmanns führte er diverse organische Reaktionen durch und war oft erfolgreich, so auch bei der Oxydation von Anthracen zu Anthrachinon.
So kam es im Jahr 1856 zu einem folgenschweren Zufallsereignis.
Das Anilin war ja für Hofmann immer schon ein wichtiges Untersuchungsobjekt gewesen.
Und ebenso das Chinin. Chinin war das Wundermittel gegen die Tropenkrankheit Malaria und wurde bereits seit Jahrzehnten durch Extraktion mit Alkohol aus der Rinde des Chinarindenbaumes hergestellt.

Während der Osterferien im Jahr 1856, als Hofmann die Feiertage in Deutschland verbrachte, gelang Perkin in seinem Privatlabor im obersten Stockwerk in East End eine folgenreiche Entdeckung.
Perkin setze in der Retorte das Alkaloid Chinin mit einer künstlichen Base um und erhielt zu seiner Überraschung eine rötliche Substanz.
Um das Ergebnis zu verstehen, wählte er bei einem zweiten Versuch eine einfache Base aus, eben das Anilin.
In diesem Fall erhielt er ein schwarzes Produkt.
Andere Chemiker hätten dieses Produkt verworfen, aber das galt nicht für den Hofmann-Schüler Perkin.
Er filtrierte und trocknete und erhielt ein schwarzes Pulver.
Und siehe da: Beim Auflösen in Weingeist sah er eine herrliche bläuliche Farbe.
Die Modefarbe Mauvein war geboren worden.



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Samstag, 11. Februar 2017

Hofmanns Arbeitsstätte Royal College


Royal College


Im Laufe der ersten Jahre war es Hofmann relativ schnell gelungen, das College zu einem wirkungsvollen Forschungszentrum zu gestalten.
Von der Lage begünstigt, nämlich dort, wo sich die beiden Hauptstrassen des Westendes, Regentstreet und Oxfortstreet, zusammen trafen, befand sich die Einrichtung.
Das Gebäude stand mit der Front nach Oxfordstreet und war, wie in London üblich, durch einen Graben von der Strasse getrennt. Eine schmale Brücke führte über den Graben zum Hauseingang.
Von diesem Graben aus erreichte man die Vorratsräume für Kohlen, die unter dem Trottoir lagen.
Im Erdgeschoss befand sich Hofmanns Laboratorium nebst kleinem Empfangszimmer, sowie das Waagenzimmer und die Bibliothek.
Hofmanns Schreibtisch stand in der Nähe des Fensters, so dass er  die Bewegungen der Pferdekutschen auf der Oxfort Street beobachten konnte.
Etwas tiefer als das Erdgeschoss lag das mit Oberlicht ausgestattete Auditorium (the theatre) mit Vorbereitungszimmer und Sammlung.
Über eine Stiege erreichte man das Lehrlaboratorium mit 50 Laborplätzen.
Im Souterrain gab es einen grossen Arbeitssaal für Destillationen und Elementaranalysen mit Gasöfen.
Jeden Morgen um zehn Uhr machte sich Hofmann auf den Weg in den Arbeitsaal und suchte das Gespräch mit jedem Einzelnen. Er war neugierig auf alles, was die Studenten gerade beschäftigte. Er gab Anregungen zum weiteren Vorgehen.
Bei den Fortgeschrittenen verweilte er länger, um auf Uhrgläsern den Verlauf der Reaktionen nachzuvollziehen und zeigte lebhafte Freude bei Fortschritten.
Das motivierte alle gewaltig, jeder wollte täglich vor dem Meister auch kleine Erfolge vorweisen können und war offen gegenüber neuen Vorschlägen.
Eines Tages zeigte ihm ein Student bei seinem Rundgang stolz eine Lösung, die er beim Nitrieren von Phenol erhalten hatte.
Hofmann versetzte eine Probe davon in einem Reagenzglas mit etwas Ätznatron und plötzlich bildete sich ein scharlachrotes Salz.
Unmittelbar danach sah Hofmann seine Studenten an und sprach in seiner mitreißenden Art:
“Gentlemen, new bodies are floating in the air!“

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